Seit 2008 fördert das europäische Programm ARTEMIS Projekte im Bereich Embedded Computing Systems. Der kommende Aufruf zur Einreichung von Projektanträgen wird am 19. April starten und endet mit der Einreichungsfrist am 6. September 2012. Um die europäische FuE und die industrielle Anwendung dieser Ergebnisse noch stärker zu unterstützen, besteht der diesjährige fünfte Call aus zwei Teilen: Part A, der die regulären Call-Inhalte zu den acht ARTEMIS Subprogrammes (ASPs) enthält und Part B, der sich speziell an sogenannte ARTEMIS Innovation Pilot Projects (AIPPs) richtet.
Aufbau des Calls 2012
Forschung zu Embedded Systems (ES) als querschnittliche Grundlagentechnologie wird auch im fünften Call über die Inhalte der acht ARTEMIS ASPs abgedeckt. Die ASPs konzentrieren sich auf zwei Aspekte: die Technologie, wobei ES im Sinne eines „Nervensystems“ unserer Gesellschaft weiterentwickelt werden und gesellschaftliche Belange, indem die FuE-Ergebnisse zur Bewältigung der sozialen Herausforderungen sowie zur Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Die Forschungsschwerpunkte der ASPs wurden auf Basis der ARTEMIS Strategic Research Agenda 2011 überarbeitet. Eine Übersicht zu den Inhalten aller acht ASPs sowie zu weiteren inhaltlichen Anforderungen finden Sie in SafeTRANS News 3/2011 auf Seite 17.
Der zweite, neue Teil des AWPs 2012, Part B, richtet sich speziell an sogenannte ARTEMIS Innovation Pilot Projects (AIPPs). Ziel der AIPPs ist es, schlagkräftige Initiativen für die Implementierung von Ergebnissen aus ARTEMIS Projekten im industriellen Kontext aufzubauen. Damit sind die AIPPs ein wichtiger Bestandteil zur Umsetzung der ARTEMIS Vision, die hauptsächlich auf drei übergeordnete große Bereiche zielt:
- Etablierung eines innovationsfreundlichen Umfelds,
- Förderung der Entstehung einer Zulieferindustrie für neue Komponenten, Tools und Design-Methoden und
- Verringerung der Fragmentierung bei der Entwicklung von ES und Vereinfachung der Bereitstellung von Werkzeugen.
Darüber hinaus weisen die AIPPs auf das Folgeprogramm des 7. Europäischen Rahmenprogramms, welches mit Horizon 2020 ab 2014 starten wird. Die AIPPs richten sich an folgende Themen, die sich an den von der Europäischen Kommission im Rahmen von Horizon 2020 identifizierten Key Enabling Technologies (KETs) orientieren:
- Critical Systems Engineering Factories
- Innovative Integrated Care Cycles
- Seamless Communication & interoperability smart environment (the neural system of society)
- Production and Energy System Automation
- Computing platforms for embedded systems
- “Intelligent-Built” environment and urban infrastructure for sustainable and “friendly” cities
Mithilfe der AIPPs werden sogenannte „Self-Sustaining Innovation Ecosystems“ um diese Themenfelder aufgebaut. Innerhalb der Innovation Ecosystems können die Entwicklung von marktgetriebenen Lösungen basierend auf Prototypen und Demonstrationen weiter forciert und der Innovationsprozess beschleunigt werden.
Einreichung, Bewertung und Förderung
Eine formale Neuerung, welche den Projektkonsortien mehr Zeit für die Ausarbeitung ihres Projektantrags ermöglicht, ist das ein-stufige Einreichungsverfahren für Projektanträge. Die Antragsteller müssen nur ein Full Project Proposal (FPP) bis zur Abgabefrist am 6. September, 17 Uhr, bei ARTEMIS einreichen. Die Einreichung erfolgt elektronisch über das EPSS-System (Electronic Proposal Submission Service).
Die Bewertung der Projektanträge wird durch jeweils vier unabhängige Gutachter durchgeführt. Die auf diesen Gutachten basierende Rangliste der Projekte wird an die Public Authorities (PA), die nationalen Ländervertretungen, und die ARTEMIS Joint Undertaking (JU), die Exekutive des Förderprogramms, weitergeleitet. Die ARTEMIS JU tritt daraufhin mit den PA in Verhandlungen zur finalen Förderentscheidung.
Die Experten-Gutachten werden bis Ende Oktober erwartet, sodass die Verhandlungen mit den PA bis Ende Dezember 2012 abgeschlossen werden können und die bewilligten Projekte Anfang 2013 starten.
Das finanzielle Förderbudget von ARTEMIS für Part A und B des Calls 2012 wird bei rund 44,8 Mio. Euro und das deutsche Budget bei rund 8 Mio. liegen. Das gesamte Fördervolumen, welches sich aus Förderung von ARTEMIS und den nationalen Staaten zusammensetzt, beträgt über 126,33 Mio. Euro. Industrielle Projektpartner werden in Deutschland mit bis zu 50% unterstützt, Forschungseinrichtungen können eine Förderquote von zu bis 100% erhalten.
Die Evaluierungskriterien für Part A finden Sie in SafeTRANS News 3/2011, Seite 16. Für Part B werden folgende Kriterien herangezogen:
- Relevance and contributions to the objectives of the Call: 5 Punkte, Minimum 3
- R&D&I and technical excellence. (state of practise; previous projects, pilot description): 10 Punkte, Minimum 6
- Technological solution for Innovation and work plan. (demonstration; “co-creation”): 10 Punkte, Minimum 6
- Market innovation and market impact. (innovation process; end-users; eco-systems;): 20 Punkte, Minimum 12
- Quality of consortium and management. (eco-system; critical mass; tangible and intangible resources): 15 Punkte, Minimum 9
In der Gesamtwertung müssen die Projekte mindestens 40 Punkte erreichen und in jedem einzelnen Punkt das Minimum um zu den Verhandlungen mit den PA zugelassen zu werden.
Beim inhaltlichen Aufbau der Projektanträge ist besonders wichtig, dass Thema, Problem und Ziel logisch gegliedert und verständlich beschrieben werden. Der Bezug zur ARTEMIS Strategie sollte klar erkennbar sein und der Nutzen, vor allem auch der wirtschaftliche Impact, herausgestellt werden. Bei der Einreichung der Projektanträge über das EPSS-System, ist es ratsam, schon einige Wochen oder Tage vor dem 6. September eine vorläufige Version des Projektantrags im System zu hinterlegen. Durch die Speicherung einer aktuelleren Version wird automatisch die ältere überschrieben. So ist sichergestellt, dass trotz möglicher Turbulenzen oder technischer Probleme kurz vor Ablauf der Einreichungsfrist ein Projektantrag abgegeben ist.
Warum ARTEMIS?
ARTEMIS ist ein Förderinstrument im Rahmen des 7. Europäischen Rahmenprogramms, welches Förderprojekte an einer von Vertretern aus Industrie und Wissenschaft (organisiert in der ARTEMIS Industrial Association) ausgearbeiteten Strategie orientiert, der ARTEMIS Strategic Research Agenda. Darin wird eine Perspektive für zehn Jahre um Europa führend im Bereich Embedded Systems zu machen, erstellt. Zentraler Bestandteil der Strategie ist der Aufbau und die Etablierung eines Umfelds für die Unterstützung von Innovationen und die Umsetzung von FuE-Ergebnissen in industrielle Anwendungen.
Mehr Informationen unter:
www.artemis-ju.eu/Call2012
Mehr zu KETs unter:
http://ec.europa.eu/enterprise/sectors/ict/key_technologies/kets_high_level_group_en.htm